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Der Blog als Geschäftsmodell?

Blog

Der Blog alleine, als Teil des Social-Media-Marketings, ist kein Geschäftsmodell

Unsere digitale Welt ist voll von Leuten, die die sozialen Medien für sich als Plattform der Selbstdarstellung entdeckt haben. Lange ist sie her, die Zeit der „one to many“ Kommunikation. Längst sind wir im Zeitalter der „many to many“ Kommunikation angekommen. Das heißt, man ist nicht mehr nur auf einen meinungsbildenden Verleger angewiesen, sondern jeder ist in der Lage zu jedem Zeitpunkt jeden mit jeder Information zu erreichen, zumindest theoretisch. Fakt ist somit, jeder ist ein möglicher Publizist, wie auch ein möglicher Empfänger von allen nur denkbaren Nachrichten.

Eine undurchsichtige Flut von überwiegend minderwertigen Inhalten, ist nur eine der Folgen.

Diese Nachrichten sind über 80 % privater Natur, also zur Selbstdarstellung des Nutzers gedacht, können aber in überschaubarem Maße auch in gewerblichem Kontext stehen. Die Traumfabrik Internet und ihre vermeintlichen „Stars“, auch „Influencer“ genannt, wollen den privaten Nutzern zudem glauben machen, dass man mit Urlaubmachen und dem Posten schöner Fotos reich und berühmt werden kann. Aber das ist ein pubertärer Irrglaube, der für weit weniger als ein Promille der „Gläubigen“ in Erfüllung gehen kann und wird – mehr dazu gleich.
Die alte Weisheit „von nichts kommt nichts“ gilt hier ebenso wie in jedem anderen gewerblichen Bereich. Wenn man von Fake-News spricht, dann sollte man vor allem hier mal etwas genauer hinsehen.

Wie man mit einem Blog reich und berühmt wird (?)

Vielleicht konnten Sie schon mal eine Startup-Konferenz oder ein Treffen digitaler Nomaden oder Vertreter des sogenannten Blog-Business miterleben. Insbesondere die letzten beiden möchte ich im Folgenden ein klein wenig näher beleuchten.

Hier eröffnen die Organisatoren die Veranstaltung stets mit thematisch passenden Key-Note-Speakern, die freudestrahlend von ihrem total veränderten Leben berichten. Ein Leben, das noch vor ein oder zwei Jahren mit dem typisch tristen Alltagsgrau der arbeitenden Bevölkerung getüncht war. Doch dann konnte eine wesentliche Entscheidung getroffen werden, die letztlich alles verändert hat. Es werden dazu hübsch aufgemachte Präsentationen vorgeführt, geschmückt mit Urlaubsbildern auf denen man sich selbst passend in Szene gesetzt hat, gerne auch mit einem Laptop geschmückt, um zu zeigen in welch traumhaften Sphären es möglich ist zu arbeiten – ganz nach dem Motto: „Wie kann man nur so blöd sein und noch immer in einem Büro hocken?!“

Diese Ausführungen

sind vollgepackt mit motivierenden Worten, die einem geradezu den Mund wässrig machen nach Veränderung, nach Selbstbestimmtheit und Erfolg. Doch mit dem steigenden Wasserstand im Mund wächst auch die einzig entscheidende Frage im Publikum sehr schnell heran, nämlich „wie verdient der jetzt genau sein Geld?!?“

Die darauf folgende Antwort ist blumig ausgeschmückt, wage und allgemein gehalten und führt nur selten zu einer Befriedigung der Fragenden. Dafür hört man Begriffe wie „Blog-Business“, „E-Business“, „E-Book-Business“, „Vorträge/Speaker“ etc. oder die glorreiche Mischung daraus. Garniert werden diese Schlagwörter dann mit Phrasen wie: „Freie Arbeitszeiteinteilung“, „viele Reisen“, „eigene Entscheidungen treffen“ etc. . Und wer glaubt, dass der Typ/oder die Frau dort auf der Bühne dann das realistische Resumée ziehen würde „ich verdiene damit zwar etwas weniger, als vorher als Bankkaufmann/frau (oder beliebiger anderer Beruf), aber ich bin total zufrieden mit der neu gewonnenen Freiheit“, der irrt gewaltig.

Vielmehr hat man es nicht selten, innerhalb kürzester Zeit, zu Reichtum und Ruhm (im Web) gebracht und – jetzt kommt das Beste – man möchte natürlich, euphorisiert wie man nach wie vor davon ist, auch seine Mitmenschen an diesem Lebenswandel und dem Erfolg teilhaben lassen, denn es ist ja soooo einfach! Man müsse nur den ersten Schritt wagen. Also haben wir es hier mit einem Gutmenschentum erster Güte zu tun, das jeden Sozialstaat ärmlich dastehen lässt? Haben hier welche das System geknackt und verraten uns den Trick dafür? Ich denke nicht. Wenn ich ein funktionierendes Geschäftsmodell habe, dann plaudere ich die Geheimnisse darüber nicht zwingend aus, außer das Geschäftsmodell besteht nur aus dem Plaudern darüber! 😉

Auf den Punkt gebracht:

Früher kannte man solche Veranstaltungen auch von sogenannten Strukturvertrieben oder Schneeballsystemen, bei denen immer nur ein paar Prozent an der Spitze von der übergroßen Menge an Restidioten profitierten. Diese durften sich mit dem Vertrieb von Schrottprodukten abarbeiten, im steten Glauben an ihren baldigen Aufstieg… .
Solche Vorträge findet man zu Hauf auf YouTube oder auch auf entsprechenden Blogs. Das „Lustige“ dabei ist jedoch, dass man dem Vortragenden im schlimmsten Fall bis zu 1,5 Stunden lauschen muss, um am Ende festzustellen, man hat keinen blassen Schimmer davon, was er eigentlich genau macht, wie er sein Geld verdient und was ihn überhaupt dazu qualifiziert gutgläubige Dritte mit seinen Weisheiten zu beglücken.

Klingt negativ? Ist es auch.

Das Ganze zielt schlicht darauf ab, den ohnehin schon mit sich selbst und der Welt unzufriedenen Zuhörerschaft den Mund wässrig zu machen, um ihnen dann im Anschluss, mindestens ein kostenpflichtiges E-Book oder besser noch, eine ganze Seminarreihe (für noch mehr Motivation aus heißer Luft) aufs Auge zu drücken. Und die blinde Gier macht´s nach wie vor möglich, dass genügend Dumme darauf herein fallen und bereit sind für zusammengemurkstes und überwiegend zitiertes Halbwissen auch noch Geld zu zahlen.

Arbeitsunwillige Schauspieler und ihre geschickte Selbstvermarktung

Alles was man von diesen Schauspielern lernen kann, ist eine geschickte Art der Selbstvermarktung und wie man mit seiner eigenen heißen Luft einen Raum heizen kann. Hier empfiehlt sich klar die Vita des Vortragenden genau zu durchleuchten und die Inhalte in jedem Punkt zu hinterfragen. Das ist nicht immer ganz leicht, da die wenigsten Redner ihre Inhalte mit den eigenen Zahlen untermauern können oder wollen. Wenn dies doch wider Erwarten der Fall sein sollte, dann sind diese relativ einfach zu überprüfen.

Ohne eine Idee, ohne ein Geschäftsmodell, ohne einen Businessplan, ohne Qualifikation, sei es in technischer oder redaktioneller Hinsicht, ohne ein Produkt und ohne einen entsprechenden Arbeitswillen, brauche ich mir nicht das große Geld auszumalen, denn von nichts kommt nichts – außer natürlich im Finanzsektor, aber das ist eine andere Geschichte!
Manche haben nicht mal den Elan über eine Veränderung nachzudenken, geschweige denn, diese umzusetzen. Daran wird auch ein gekauftes E-Book nichts ändern. Sollte es dennoch zu einer Entscheidung führen, dann meist zu einer unüberlegt überstürzten, wobei das darauffolgende Erwachen böser sein dürfte, als man es sich ausmalt.

Content-Marketing als Stichwort

In Zeiten, in denen das Thema Google- bzw. Content-Marketing immer größer geschrieben wird, kann ein Blog nur ein Werkzeug für ein Geschäftsmodell sein. Die Bilder in so manchem sozialen Netzwerk (bspw. Instagram) können noch so schön sein – wenn man sich die Größen im Netz anschaut, die wirklich Erfolg haben und Geld mit ihren Kanälen verdienen, dann sind diese Leute von morgens bis abends mit der Erstellung und der Pflege ihrer Inhalte beschäftigt, meistens sogar im Urlaub. Dahinter stehen mindestens tolerante Lebensgefährten, nicht selten aber vor allem professionelle Sponsoren, bzw. diejenigen Firmen, die vornehmlich promotet werden (z.B. Modelabels oder Reiseanbieter etc.). Möglich ist natürlich auch eine Marketingagentur mit einer entsprechenden Redaktion. Diese Redaktion etabliert einen „Star“, der in der Zielgruppe gut ankommt und stattet ihn mit entsprechenden medialen Mitteln aus, die zu erheblicher Reichweite führen. Dazu gehören Inhalte, technisches Equipment (Video, Schnitt, Ton etc.), ein klar strukturierter Medienplan, crossmediale Aktivitäten und vieles mehr. Mit dieser Reichweite, in Verbindung mit z.B. einem Onlineshop oder einer einfachen Produktplatzierung eines Kunden, kann dann natürlich Geld verdient werden. Hier gilt es den schönen Schein von den Tatsachen hinter der Kamera zu unterscheiden. Träumen darf man, aber dabei sollte man es dann auch belassen, außer man hat Bock auf richtig harte Arbeit.

Content-Marketing ist das eigentliche Stichwort, auf das man sich konzentrieren sollte, wenn man mit Hilfe von Onlineaktivitäten ein Geschäftsmodell aufbauen und damit Geld verdienen möchte. Und bitte, wir reden hier nicht von den oben genannten Leuten, die ihren eigenen, unerfüllten Wunschtraum anderen als E-Book oder Seminar verkaufen! Ernst gemeintes Content-Marketing befasst sich mit den technischen Möglichkeiten und Zusammenhängen,, wie man mit selbst generierten Inhalten und deren Verteilung im Web die eigene Sichtbarkeit bei Google erhöhen kann. Reichweite auf den sozialen Netzwerken ist nett und hilfreich, aber nicht das Ziel. Ziel ist es, den eigenen Sichtbarkeitsindex bei Google sukzessive zu erhöhen. Dies ist heute ein relevanter Teil vieler Firmenbewertungen!

Das bedeutet, ich muss mir das entsprechende SEO-Know-how aneignen oder es mir einkaufen, um zu wissen wie ich meine Inhalte dazu bringe Google zu „gefallen“. Ich muss mir eine Marketingstrategie, ein Konzept überlegen, welches mich zur Produktion von Inhalten führt, sei es in Form von Texten, Bildern, Videos oder vielleicht sogar in Form eines Onlinespiels. In den meisten Fällen ist es natürlich die Kombination aus Inhalten und den entsprechenden Kanälen, die abhängig von meinem Produkt und auch der Zielgruppe die ich ansprechen möchte, auszuwählen sind.

Sie benötigen Unterstützung in Sachen Content-Marketing? Wir beraten Sie gerne!

Social-Media-Aktitiväten alleine sind nichts wert

Dabei nur einen Social-Media-Kanal zu pflegen, ohne dabei sinnvolle Verknüpfungen zur eigenen Website oder dem eigenen Onlineshop herzustellen, ist vertane Mühe. Wenn ich beispielsweise auf Facebook 80.000 Follower habe, aber keinen Weg finde diese auf meine Website zu leiten um das Potential zu monetarisieren, dann betreibe ich nichts weiter als ein aufwändiges Hobby. Selbstverständlich bieten Facebook und Konsorten immer mehr technische Features (Shop-Schnittstellen, Bezahlfunktionen etc.) auf ihren eigenen Plattformen an, um die User und Gewerbekunden zu binden und einen Absprung zu verhinden.

Aber bei aller Liebe, Mark Zuckerberg hat bereits genug Milliarden mit uns gemacht, man sollte zusehen, dass man den ganzen Traffic nicht nur auf seiner Seite konzentriert, sondern etwas für den Aufbau der eigenen Medien und Kanäle tut. Immerhin wird es schwierig sein eine eigene Marke und einen gewissen eigenständigen Firmenwert zu etablieren, den es ohne Facebook so nicht geben würde. Im Zeitalter der Digitalisierung muss es für diejenigen die es verstehen ein Muss sein, sich eine EIGENE Marke im Web zu etablieren.

Facebook ist ein Hilfsmittel, ebenso wie ein Blog oder anderen Kanäle Hilfsmittel sind. Nur die sinnvolle Kombination der richtigen Kanäle mit meinem Produkt, meiner Dienstleistung, meiner Website oder meinem Onlineshop erzeugt ein nachhaltiges Geschäftsmodell mit den entsprechenden Wachstumschancen. Wenn ich dann mit diesem Erfolg, basierende auf einem klaren Plan, ein E-Book verfasse, eine Vorlesung halte oder ein Seminarprogramm daraus ableiten möchte, gewährleiste ich meinem Publikum zumindest eine faire Chance für sich sinnvolle Handlungsschritte daraus ableiten zu können, weil das geschriebene und das gesprochen Wort auf echter Erfahrung basiert.

In diesem Sinne, lassen Sie sich nicht blenden und hinterfragen Sie bestimmte Angebote und Leistungen bevor Sie ihr sauer verdientes Geld dafür ausgeben! Denn von nichts kommt nichts!

Die eigene Firma gründen – eine Krise ist selten eine Chance

Chance

Schon mal daran gedacht eine eigene Firma zu gründen? Nein? Wenn Du der Typ dafür bist und eine lebensverändernde Erfahrung machen möchtest, dann tu es! Denn eines ist sicher, du kannst dir das Spektrum der auftretenden Gefühle nicht vorstellen, auch wenn du noch so viele Bücher gelesen oder Jahre studiert hast. Auch wenn deine Eltern unternehmerisch tätig sind und du im Firmenumfeld groß geworden bist, weißt du nicht um das Spannungsfeld zwischen Erfolg und Misserfolg und auch nicht um das hohe Maß an Freiheit wie auch an Selbstverantwortung, das eine solche Entscheidung mit sich bringt. Wenn du also die Chance hast dein eigenes Ding zu machen, dein eigenes Business zu gründen und aufzubauen, ergreife sie, wenn auch mit Bedacht!

Geld verdienen mit heißer Luft?

Das Netz ist voll von sogenannten Coaches, respektive Motivationstrainern, ihres Zeichens zumeist „lebenserfahrene“ 25-Jährige, die oft weder ein abgeschlossenes Studium noch eine aussagekräftige Berufserfahrung vorzuweisen haben. Dabei treiben sie Handel mit E-Books, gefüllt mit ihrer Lebenserfahrung, zitierten Weisheiten und Halbwahrheit, zumeist irgendein dubioses Online-Business betreffend. Letzteres wird zudem eher selten näher beschrieben. Dafür möchten sie dir aber voll selbstloser Freigibigkeit zu nichts anderem als zu maximalem Erfolg verhelfen.

Eine eingehende Recherche vergleichbarer Kandidaten zeigt relativ schnell ein wiederkehrendes Muster – es wird viel geredet und dabei nichts gesagt. Ihre obligatorischen YouTube-Kanäle, auf denen sie sich gegenseitig interviewen, machen es möglich. Gerne schmückt man sich in den Interviews auch hin und wieder mit echten Unternehmern, um den Schein zu wahren. Wahlweise stehen sie zur Verkündigung ihrer Botschauft auf einer Bühne oder in einem Semniarraum, voll mit ihren leichtgläubigen Opfern. Diese zahlen traurigerweise auch noch Geld für die Illusion sich Motivation kaufen zu können.

Zieht einer von ihnen richtig vom Leder, begnügt man sich nicht mit einem sterilen Seminarraum, sondern cruist „standesgemäß“ in einer Luxuslimousine durch eine unserer Medienhauptstädte. Dem Kanal-Abnonnenten werden dann während der Fahrt die goldwerten Erkenntnisse vermittelt. Abonnierst du den Kanal und erwirbst das E-Book des Protagonisten und hältst dich strikt an die darin enthaltenen Anweisungen, so ist der Erfolg im Grunde unabwendbar – so möchte man dir es zumindest weismachen. Ihre YouTube-Videos zieren Überschriften wie z.B. „Wie du 200 Euro am Tag im Internet verdienst“ und betreiben damit Clickbaiting vom Feinsten.

Natürlich gibt es Geschäftsmodelle bei denen solche Umsätze im Netz möglich sind, jedoch bleibt es bei besagten Kandidaten bis zum Schluss oft ein Rätsel, durch welche Tätigkeiten sich der proklamierte Erfolg einstellen wird.

Aber wer wird denn bei solchen Versprechen schon so kleinlich nachfragen, nicht wahr? Davon abgesehen frage ich mich ernsthaft, warum sollte ich einer breiten Masse die Details zu meinem wirtschaftlichen Erfolg verraten?

Blender im Netz sind leicht zu entlarven

Lass dich weder täuschen noch entmutigen. Die Kohle dieser Blender kommt dabei meist von der Bank oder deren Eltern. Hört man ihren Predigten zu, die einzig und allein ihrem Selbstzweck dienen und stimmt man deren Inhalte mit den Fakten ab, dann steht eines bombenfest: du bekommt wesentlich mehr anwendbare Informationen, wenn du dir die Mühe machst ein Buch zu lesen, eine Stunde zu googeln oder am besten gleich ein Praktikum in einer Firma absolvierst.

Fakt ist, Erfolg bedeutet einzig und allein der Wille zu arbeiten und dabei wird es NICHT automatisch jeden Tag einfacher und weniger, wie die oben genannten Dampfplauderer vorhersagen, nein! Willst du in unserem System den zweifelhaften Olymp des wirtschatlichen Erfolgs erklimmen, arbeitest du rund das doppelte eines „normalen“ Angestellten mit einer 38-Stunden-Woche. Leider gehört man laut Mc Kinsey mit 60 Stunden pro Woche zwar immer noch zu den „Minderleistern“, aber lassen wir die Kirche einfach mal im Dorf, würde ich sagen. 😉

Aus eigener Erfahrung zweier Gründungen weiß ich, zwischen 60 und 80 Stunden sind die Regel. Man steht mit seinem Geschäft auf und geht damit ins Bett, in guten wie in schlechten Zeiten. Alles andere ist Träumerei, Verwaltung, Beamtentum oder Angestelltenverhältnis. Diese Bereiche mögen alle ihre Berechtigung haben, sind aber in keinem Punkt mit ernsthaftem Unternehmertum und dem Tragen des eigenen Risikos sowie der einhergehenden Verantwortung zu vergleichen.

Die Chance Fehler zu vermeiden

Klingt aufwändig und stressig? Ist es auch. Und es wird umso komplizierter, wenn du dieses komplexe Thema mit folgenden Fehlern beginnst:

  • Auswahl des falschen Gründungspartners
  • Auswahl unqualifizierter Teammitglieder
  • Verzicht auf einen Businessplan
  • Fehlende Marktrecherche als Teil des Businessplans
  • Unterschätzen der nötigen Vertriebsaktivitäten (Fehlende Reichweite und fehlendes Netzwerk)
  • Verschleppen der resultierenden Fehler
  • Unfähigkeit zum passenden Zeitpunkt aufzuhören

Im Detail

Auswahl des Partners

Um auf die Fehler die man vermeiden kann, im Detail einzugehen, starten wir mit einem der wichtigsten Punkte, der Auswahl des Partners. Sollte sich ein vermeintlicher Partner nicht aus der Ideenfindung heraus ergeben, also kein berechtigter Grund zur Beteiligung eines Dritten bestehen, spricht nichts gegen eine alleinige Gründung! Es geht hier um Firmenanteile, je mehr man davon halten kann, desto besser. Gibt es einen Grund für einen Partner, dann sollten die Rechte und Pflichten vertraglich klar geregelt sein. Insbesondere sollte man hier auf jene Punkte achten, die man nur ungern bespricht, nämlich was im Falle eines Scheiterns der Geschäftsbeziehungen und der folgenden Trennung passiert. Die Chance auf eine faire Abwicklung für alle Parteien ist hier das oberste Gebot.

In diesem Kontext ist auch die Auswahl der passenden Gesellschaftsform entscheidend. Hier können und müssen Anwalt/Notar und Steuerberater umfassend beraten, ob eine UG („kleine GmbH“), GmbH oder eine GmbH & Co. KG die richtige Wahl darstellt. Zum Start, insbesondere bei einer Sologründung, kann oft auch ein Einzelunternehmen ausreichend sein, jedoch haftet man bei dieser Variante stets mit seinem gesamten Vermögen. Auch bei einem potentiellen Einstieg eines Investors zur Frühphase oder einem späteren Zeitpunkt, ist diese Gesellschaftsform oft nicht mehr ausreichend.

Auswahl des Teams

Dicht gefolgt von der Auswahl des Partners, ist die Zusammenstellung derer Leute, mit denen man in den kommenden Jahren zusmmenarbeiten möchte. Die Kosten für Personal und Entwicklung verschlingen zu Beginn einer Firmengründung die meisten Kosten. Egal, wie viele Programmierer, Vertriebler oder Leute fürs Marketing man am Anfang benötigt, soll sich der Kosteneinsatz lohnen, ist es umso wichtiger das Team nach seinen expliziten Fähigkeiten und Fertigkeiten zusammenzustellen! Achtung: Freundschaft ist in wirtschaftlicher Hinsicht keine Qualifikation. Ebenso wenig sollten Teammitglieder (nur) aus diesem Grund eingestellt werden!

Erarbeitung des Businessplanes

Die Erarbeitung des Businessplans könnte hier natürlich auch an erster Stelle genannt werden. Geht man davon aus, dass es sich um eine Team-Gründung handelt, dann ist es jedoch die Sache aller Teammitglieder, sich an der detaillierten Konzeptentwicklung zu beteiligen. Der Businessplan ist der Fahrplan einer jeden Unternehmensgründung und beschreibt die konkreten Rollenverteilungen eines jeden Mitstreiters mindestens innerhalb der ersten 3-5 Jahre. Erst wenn der Businessplan fertig ist und man nach Abwägen aller relevanten Faktoren einen eindeutigen USP erarbeiten und die Risikofaktoren auf ein Minimum reduzieren konnte, sollte man die Gründung wagen. Auf ein zu frühes „jetzt fangen wir einfach mal an“, sollte man zwingend verzichten!

Der Plan beinhaltet eine ausführliche Beschreibung der Geschäftsidee, das Profil der Gründer sowie eine Beschreibung des kompletten Teams.
Um den Mitbewerb und somit die grundsätzliche Chance des Geschäftsmodells analytisch darstellen zu können, ist eine Markt- und Wettbewerbsanalyse essentiell. Wird ein Gründerkredit benötigt, sind dies auch diejenigen Faktoren, nach denen die Kreditvergabestelle einer Bank oder auch ein möglicher Investor ihre Risikoeinschätzung ableiten und daraufhin ihre Entscheidungen treffen.

Schon oft hat man gehört, dass Investoren aus guten Gründern und einer mittelmäßigen Idee eher ein brauchbares Geschäftsmodell machen können, als aus einem schlechten Team und einer guten Idee – jedoch sollte die Geschäftsidee immer folgenden Fragen gewachsen sein:

  • Was ist der USP (Unique Selling Proposition), also was ist der originäre Nutzen, den der Kunde von meinem Produkt/meiner Dienstleistung etc. hat?
  • Ist der USP patentfähig oder eher schwammig und auf ein schmales „time to market“-Fenster begrenzt?
  • Durch was entsteht der Wettbewerbsvorteil/USP und wie leicht ist dieser Vorteil durch etwaige Mitbewerber aufzuholen bzw. kopierbar?
  • Habe ich die nötige Vertriebsstärke, um mein Angebot überhaupt in der Zielgruppe zu verbreiten?
  • Ist der Kunde bereit den angesetzten Preis dafür zu bezahlen?

Sind diese Punkte alle positiv zu beantworten, dann ist im nächsten Schritt ein durchdachter Finanzplan vonnöten, um aufzeigen zu können welche Mittel innerhalb eines bestimmten Zeitraumes zur Zielerreichung notwendig werden.

Tipp: Präsentiere deine Vorstellung bitte nur dann, wenn du sie selbst nicht für völlig abstrus hältst und handle grundsätzlich nach der Faustregel „wenn du selbst nicht die nötigen Kernkompetenzen für dein Businessmodell besitzt, dann lass die Finger davon!“

100% Identifikation oder gar nicht

Wir sehen also, es gibt Mittel und Wege um Fehlerquellen zu entdecken und ihre Folgen zu minimieren. Selbstverständlich bin ich hier auch nur rudimentär auf die Inhalte eines Businessplans eingegangen, aber einen wesentlicher Punkt möchte ich noch anfügen und zwar: Eine Gründung erfordert „100%-iges Commitment“, was nichts anderes bedeutet, als dass man sich voll und ganz auf die Konzeptionierung, Gründung und Ausführung des Firmeninhaltes zu konzentrieren hat und zwar 24/7. Es ist undenkbar, dabei auf mehreren Hochzeiten gleichzeitg zu tanzen. Es ist also ein Irrglaube, der selten zur Realität wird, dass ich meinen Job als Angestellter so lange behalte, bis mein Start-up rund läuft. Denn dann bin ich, womöglich aus gutem Grund, nicht davon überzeugt. Stehen wir mit dieser Tatsache u.a. vor einer Investorgruppe, wie man sie aus dem VOX-Format „Die Höhle der Löwen“ kennt, so müssen wir uns eben diese Frage gefallen lassen und die Chancen eines Invests gehen bei falscher Beantwortung ganz schnell gegen 0. Man investiert eben nur ungern 100.000 Euro oder mehr in eine Halbtags-Idee bzw. in Halbtags-Gründer.

Alle Fehler gemacht und aus der Krise gestärkt hervorgehen?

Klar, selbst gemachte Fehler sorgen für den maximalen Lerneffekt, doch unser Gehirn ist grundsätzlich dazu in der Lage, auch von anderen zu lernen um unnötige Fehler zu vermeiden – warum also diese Fähigkeit nicht nutzen? Es zeugt nicht von Intelligenz, wenn wir ständig versuchen das Rad neu zu erfinden, wohl aber, wenn wir auf den Erkenntnissen anderer aufbauen und daraus neue Ideen generieren. Dazu muss mir auch bewusst sein, dass es nicht wirklich viel Neues gibt, die Kunst liegt darin Bestehendes in neue Zusammenhänge zu bringen.

Was passiert nun, wenn wir es trotzdem als sinnvoller erachten alle Fehler selbst zu machen? Dann fahren wir mit Ansage gegen die Wand, ganz klar. Wir verstricken uns und alle Beteiligten in eine Krise und sorgen mit hoher Wahrschenlichkeit für das Scheitern unseres Start-ups und den Verlust unseres Invests in Form von Zeit und Geld.

Kehren wir nun zu den eingangs genannten „Weisheiten“ und „Phrasen“ zurück, mit denen man sich das Leben, zeitlich begrenzt, schön reden kann. Eine meiner Liebelingsphrasen lautet

„Was dich nicht tötet, macht dich härter!“

oder in abgewandelter Form

„Aus jeder Krise geht man gestärkt hervor.“.

Was für ein unglaublicher Blödsinn! Hattest du schon mal eine richtig schöne Grippe mit Fieber und allem drum und dran, die dich tagelang ans Bett gefesselt hat? Du hast keinen Appetit, der Körper schmerzt an allen Ecken und Enden und erst nach einer guten Woche beginnst du dich langsam zu erholen. Du gehst das erste Mal wieder an die frische Luft, ein paar Meter spazieren ums Haus. Würdest du in dieser, nennen wir sie „frühe Phase der Genesung“, also direkt nach einer schweren körperlichen Krise, einen Marathon laufen? Der Theorie nach, müsstest du dazu in der Lage sein, denn du gehst ja aus einer Krise gestärkt hervor und nicht etwa geschwächt, richtig? Auch nach abgeschlossener Genesung bist du nicht stärker, sondern im besten Fall wieder so fit wie vorher.

Übertragen wir das Beispiel auf eine beinah gescheiterte Firmengründung. Welche Krise macht uns wirklich stärker oder stellt sogar eine Chance dar? Etwa diejenige, die mich 6 Jahre Arbeitseinsatz und 500.000 Euro gekostet hat? Die mich und meine Familie sowie meine Mitarbeiter und deren Familien zeitlich und emotional massiv belastet hat? Ich würde nicht sagen, dass man aus solchen Krisen gestärkt hervorgeht, im Gegenteil. Man wird traumatisiert, wird vorsichtiger und zweifelt an sich selbst und der eigenen Urteilsfähigkeit. Von den schlaflosen Nächten und den stressbedingten Beeintächtigungen der körperlichen Gesundheit, möchte ich gar nicht reden.

Wenn man diese Phrase überhaupt mit etwas Sinn aufladen möchte, sind dazu wesentliche Zwischenschritte notwendig. Einer davon ist sicherlich, die Krise erstmal anzunhemen und sich mit den Ursachen auseinanderzusetzen. Dies bedeutet ein hohes Maß an Selbstreflektion und Demut, denn wer gibt schon eigene Fehler gerne zu, egal ob sich selbst oder anderen gegenüber? Aus diesem Prozess heraus kann es dann langsam möglich werden das Trauma zu verarbeiten. Nicht selten ist hierzu auch professionelle Hilfe eines qualifizierten Coaches notwendig. Im besten Fall erwächst daraus im Laufe der Zeit eine neue Motivation, die zum einen die begangenen Fehler kennt und nicht wiederholen möchte und zum anderen den ursprünglichen Gründergeist wieder aufleben lässt. In vielen Fällen jedoch führt der Weg auch zurück in ein geregelte Angestelltenverhältnis.

Zusammenfassend kann man also festhalten, lieber im Vorfeld etwas aus den Fehlern anderer lernen, bedacht und strukturiert vorgehen, als sich auf Phrasendrescher und Blender zu verlassen um am Ende des Tage mit einer herben Enttäuschung aufzuwachen. Wer die Regeln beachtet, wird das anfangs genannte Spannungsfeld kennen und lieben lernen und es nicht wieder missen wollen. Wer getrieben ist von der Gier nach schnellem Geld, motiviert durch falsche Vorbilder, den wird diese Entscheidung noch weit über das Ende seiner Startups hinaus verfolgen.